Category
Date
Author
Was für viele unglaublich klingt, ist die harte Realität: Laut den Vereinten Nationen produziert die Textilindustrie jährlich mehr Treibhausgasemissionen als die ganze internationale Luft- und Schifffahrt kombiniert. Sie ist unter anderem Grund für die extreme Verknappung der natürlichen Ressourcen unseres Planeten und trägt auch in sozialer Hinsicht zu gewaltigen Missständen bei. Auch in der Textilindustrie sollte deshalb Nachhaltigkeit nicht mehr nur als Buzzword, sondern als Notwendigkeit gesehen werden. Wie diese fünf nachhaltigen Materialien nun die Modeindustrie revolutionieren sollen, erfährst du hier:
Der Begriff “Hanf” mag bei vielen eher unkonventionelle Assoziationen hervorrufen. Dennoch entpuppt sich die Hanfpflanze als wahres Allzweck-Wunder und wird deswegen auch immer häufiger in der Modeindustrie verwendet. Die Faser wird aus den Stängeln der Pflanze entnommen, geröstet, entrindet und dann zu Garn weiterverarbeitet. Sie überzeugt durch ihre leichte, atmungsaktive, langlebige und sogar kühlende Art. Das Tolle an der Hanfpflanze ist, dass der Anbau vergleichsweise wenig Wasser und weder den Einsatz von Pestiziden noch chemischer Dünger benötigt. Außerdem wächst die Hanfpflanze auf fast jedem Boden und gibt dabei sogar wichtige Nährstoffe an den Boden ab. Noch besser: als reine Naturfaser sind alle aus Hanf gefertigten Textilien vollständig biologisch abbaubar.
If you like Piña Colada … dann wird dir auch dieses Material gefallen. Klingt skurril, aber selbst aus Blättern der Ananaspflanze kann Stoff hergestellt werden. Die Faser wird aus den Abfallprodukten der Ananas-Plantagen auf den Philippinen gewonnen und ist damit in vielerlei Hinsicht sehr nachhaltig. So müssen nämlich keine zusätzlichen Energie- und Wasserressourcen aufgewendet werden und auch die lokalen Bauern profitieren von einer zusätzlichen Einnahmequelle. Die Fasern werden aus den Ananas-Blättern entnommen, gewaschen, getrocknet, entbastet und von Klebstoffen befreit, um dann schließlich zu Faserstoff weiterverarbeitet und gegerbt werden zu können. Piñatex erinnert stark an tierisches Leder und wird deswegen oft als veganes Substitutionsgut für die Herstellung von Schuhen oder Taschen verwendet.
Auch das Meer bietet nachhaltige Rohstoffe: Braunalgen aus isländischen Fjorden bilden die Basis für den Stoff mit dem Eigennamen SeaCell. Die Ernte der Algen erfolgt ohne Beeinflussung des Ökosystems, insbesondere weil stark darauf geachtet wird, dass das erneute Wachstum der Algen gesichert ist. Das macht die Braunalge zu einem natürlich nachwachsenden Rohstoff und somit unglaublich nachhaltig. Nach der Ernte wird die Alge getrocknet, zermahlen und mit Baumwolle schließlich zur fertigen Textilfaser weiterverarbeitet. Spannend ist, dass die Faser durch den schonenden Verarbeitungsprozess reich an ihren natürlichen Wirkstoffen bleibt. Diese werden beim Tragen des Textils durch die Hautfeuchtigkeit freigesetzt und die Haut so mit Mineral- und Vitalstoffen versorgt. SeaCell ist atmungsaktiv und temperaturregulierend und wird deshalb gerne für Sportkleidung verwendet.
Dieser Stoff könnte auch Koalas gut schmecken, denn die Faser besteht hauptsächlich aus asiatischem Eukalyptusholz, welches aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern oder Plantagen stammt. Ein klarer Vorteil hier: die Anbauflächen des Eukalyptus können landwirtschaftlich nicht anders genutzt werden und stehen so in keiner Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau. Darüber hinaus punktet der Eukalyptus damit, dass er sehr schnell wächst und ohne künstliche Bewässerung, Düngung oder andere chemische Zusätze auskommt. Die Tencel-Faser wird in einem umweltschonenden Prozess hergestellt und ist, ähnlich wie die Hanffaser, biologisch abbaubar und kompostierbar. Der fertige Stoff zeichnet sich durch seine kühlenden und sehr angenehmen Tragekomfort aus. Durch die feine Faserstruktur des Stoffes ist er sehr atmungsaktiv und wird deshalb gerne für Sportmode oder auch Unterwäsche verwendet.
Wir sind große Fans von Korkleder, denn es ähnelt dem herkömmlichen Leder ungemein ohne der Natur großen Schaden zuzufügen. Das “Leder” wird von der circa drei bis fünf Zentimeter dicken Rinde der Korkeiche gewonnen. Der hitze- und dürreresistente Baum wird erst nach circa 25 Jahren Wachstum geschält und kann danach normal weiter leben. Erst nach weiteren 9 bis 12 Jahren erfolgt die nächste Schälung. Die gewonnen Korkstücke werden zu Platten zusammengeklebt, welche dann dünn geschnitten und zu einer Art Patchwork aufbereitet werden. Die Korkeichenwälder sind nicht nur Lieferant für einen besonders nachhaltigen Rohstoff, sondern auch Lebensraum für einige bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Auch die umweltschonende Ernte spricht für den Stoff. Durch den natürlichen Verarbeitungsprozess ist das fertige Korkleder geschmeidig, nicht brüchig und sogar optimal für Allergiker geeignet.